2022

 Österreichische Schriftsteller:innenverbände in großer Sorge um ihre iranischen Kolleg:innen

Der Österreichische PEN-Club, die IG Autorinnen Autoren, die Grazer Autorinnen Autorenversammlung und der Österreichische Schriftstellerverband sind tief besorgt wegen des Verbleibs einer Vielzahl ihrer Kolleg:innen. Sie fordern nicht nur Aufklärung über deren Aufenthaltsort, sondern deren bedingungslose Freilassung.

Mit dem Beginn der Protestbewegung, seit Ende September 2022, sind im Iran tausende Menschen von den Sicherheitskräften und der Polizei verhaftet worden bzw. verschwunden. Darunter befinden sich zahlreiche Dichter:innen, Autor:innen, Journalist:innen und literarische Übersetzer:innen. Viele von ihnen werden ohne Anklage und Verurteilung im Gefängnis mit und ohne bekanntem Aufenthaltsort und ohne Recht auf ordentliche Verfahren oder Verteidigung festgehalten. Andere werden zum Verhör zitiert, befragt und bedroht. Etliche Schriftsteller:innen wurden bereits vor dem Beginn der Protestbewegung eingesperrt.

Von unseren inhaftierten Kolleg:innen seit dem Beginn der Proteste sind uns folgende namentlich bekannt:
Amir-Hossein Atasch, Dichter und Student an der Universität Khayyam in Maschhad, er wurde am 22. September 2022 verhaftet.
Alireza Adineh, Dichter und Mitglied des Schriftstellerverbandes, wurde am 30. November 2022 in seinem Haus verhaftet.
Sarvenaz Ahmadi, literarischer Übersetzer und Journalist, am 6. November in ihrem Haus in Teheran verhaftet.
Ali Assadolahi, Dichter und Schriftführer des Schriftstellerverbands, am 21. November in seinem Haus verhaftet.
Behnaz Amani, Schriftstellerin und Übersetzerin. Am 20. Oktober in ihrem Haus verhaftet und ins Gharchak Gefängnis eingeliefert.
Amir Hossein Barimani, Schriftsteller und Journalist, am 29. September verhaftet, ohne Verteidiger zu 5 Jahren Haft im Faschawiyeh-Gefängnis verurteilt.
Atefeh Tschaharmahalian, Dichterin und Mitglied des Schriftstellerverbandes, am 3. Oktober verhaftet und in die Abteilung 209 (für Schwerverbrecher) des Ewin-Gefängnisses gesteckt und inzwischen in die allgemeine Abteilung verlegt.
Sadjad Rahmani, Dichter Journalist, verhaftet am 29. November in Massal/Provinz Gilan.
Mandana Sadeghi, Dichterin und Journalistin, am 19. Oktober in Abadan verhaftet.
Mojgan Kavoosi, Übersetzerin und ehemalige politische Gefangene, verhaftet am 23. September, erst in Einzelhaft verbracht, ehe sie Ende November ins Tonekabon-Gefängnis verlegt wurde.
Banafscheh Kamali, Dichterin, verhaftet am 24. September in Yazd.
Yousef Geramipour, Dichter und Arbeitsrecht-Aktivist, verhaftet am 28. Oktober.
Reza Mohammadi, Dichter und Schriftsteller, verhaftet am 19. Oktober in Abadan.
Arghawan Wossoogh Ansari, Dichterin, verhaftet am 30 Oktober.
Said Halitschi, Dichter, Schriftsteller und Übersetzer verhaftet am 19. September in Ahwaz, wurde ins Sepidar-Gefängnis verlegt.
Ruzbeh Souhani, Dichter, im Vorstand des Schriftstellerverbandes, am 5. Dezember an seinem Wohnsitz verhaftet.
Aida Amidi, Schriftstellerin, im Vorstand des Schriftstellerverbandes, am 5. Dezember an ihrem Wohnsitz verhaftet.

Vorübergehend verhaftet und auf Kaution freigelassen wurden:
Alireza Isadi, Schriftsteller und Theaterregisseur
Mona Borzooi, Dichterin
Homayoun Panahi, Dichter und Wissenschaftler
Arasch Ramesani, Schriftsteller
Mohsen Sehtabi, Schriftsteller
Karamolah Uleymani, Schriftsteller und Theaterregisseur
Seyed Navid Seyedaliakbar, Schriftsteller und Übersetzer
Mahmood Tarawatroi, Dichter und Jurist
Bayan Azizi, Dichterin und Menschenrechtsaktivistin
Schilan Kurdistani, Übersetzer
Mansoureh Mussawi, Schriftstellerin und Frauenforscherin
Nassibeh Nami, Dichterin
Behruz Yassemi, Dichter und Literaturkritiker

Kurz zuvor verhaftet wurden und im Gefängnis sind:
Mahwash Sabet, Dichterin und Lehrerin, wurde im Juli 2022 verhaftet und in die Abteilung 209 im Ewin-Gefängnis gesteckt. Sie hat bereits die Jahre von 2008 bis 2018 im Gefängnis verbracht.
Reza Khandan Mahabadi, Schriftsteller und Forscher, Mitglied des Schriftstellerverbandes, wurde zu 5 Jahren Haft verurteilt und zuerst ins Ewin-Gefängnis gebracht und anschließend ins Redjaishahr Gefängnis verlegt.
Arasch Gandji, Übersetzer und Mitglied des Schriftstellerverbandes, wurde im Oktober 2021 zuerst ins Ewin und dann Redjaischahr-Gefängnis gebracht. Er wurde zu 11 Jahren Haft verurteilt, zu 6 Jahren davon unbedingt.
Keywan Mohtadi, Schriftsteller, Übersetzer und Mitglied des Schriftstellerverbandes, verhaftet im April 2022 und in die Abteilung 209 des Ewin-Gefängnis gebracht.
Said Madani, Schriftsteller und Forscher, im April 2022 verhaftet und ins Ewin-Gefängnis gesteckt.
Khossrow Sadeghi Borudjeni, Schriftsteller und Journalist, verbringt seit August 2020 seine fünfjährige Haftstrafe in Ewin-Gefängnis.

Gerhard Ruiss (IG Autorinnen Autoren)
Helmuth A. Niederle (P.E.N. Österreich)
Ilse Kilic, jopa jotakin, sowie Patricia Brooks, Jörg Piringer, Doron Rabinovici (Grazer Autorinnen Autorenversammlung)
Christian Teissl (Österreichischer Schriftsteller/innenverband)
(07.12.2022)

. . .

Die Grazer Autorinnen Autorenversammlung trauert um Delphine Blumenfeld,

die am 20.11.2022 im  62. Lebensjahr verstorben ist.
(23.11.2022)

. . .

Die Grazer Autorinnen Autorenversammlung trauert um Johannes Weinberger,

der, wie wir jetzt erst erfahren haben, bereits am 19.05.2022 im 47. Lebensjahr verstorben ist.

Nachruf auf der Seite des Luftschacht Verlages
(19.11.2022)

. . .

 

Frau Leben Freiheit
Solidarität mit den Frauen im Iran

Vor mehr als 43 Jahren haben Frauen im Iran ihre Existenzberichtigung verloren. Sie wurden gezwungen, sich aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens zurückzuziehen. Ihnen wurde das Recht zur Teilnahme am kulturellen Austausch und politischen Prozess aberkannt. Es wurde ihnen die Möglichkeit genommen, einen Beitrag zum Aufbau der Gesellschaft zu leisten. Frauen müssen sich kleiden und verhalten, wie ihnen die Religionsgesetze der Islamischen Republik Iran das vorschreiben.

Die iranischen Völker haben im Jahr 1979 den Schah als Diktator aus dem Land vertrieben, um in Freiheit miteinander leben und über ihr Leben selbst bestimmen zu können. Nach der Revolution und der danach erfolgten Machtübernahme durch das islamische Regime wurde die Despotie des Schah jedoch fortgeführt und in vielen Bereichen ausgebaut. Statt die Ausbeutung zu beenden, ersetzte ein korruptes System ein anderes. Das Resultat ist radikale Unterdrückung und grassierende Armut in der Bevölkerung.

Seit Beginn der Herrschaft des islamischen Regimes stellten sich ihm Proteste entgegen, die seitens des Regimes stets mit brutaler Gewalt beantwortet wurden. Die Abstände zwischen diesen Protesten werden in den letzten Jahren immer kürzer und ihre Intensität nimmt zu. Die Verhaftung und der Tod von Jina Mahsa Amini in der Haft war jener Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte und dazu geführt hat, dass nun Frauen im ganzen Land ihre Rechte einfordern.

Seit vielen Wochen gehen die mutigen iranischen Frauen, gemeinsam mit den sich mit ihnen solidarisierenden Männern, auf die Straße und verlangen ihre Rechte – ohne Rücksicht auf das Risiko, das damit einher geht: 43 Jahre ihrer Unterdrückung, Ausbeutung und Bevormundung sind genug, sie müssen ein Ende finden, es müssen demokratische Strukturen geschaffen werden. Auf der ganzen Welt zeigen sich hunderttausende Menschen solidarisch mit ihnen. Bekannte Schauspielerinnen, Musikerinnen, Philosophinnen und Politikerinnen erklären ihre Unterstützung und schneiden sich aus Solidarität mit den demonstrierenden iranischen Frauen ihre Haare ab.

Die Frauen im Iran fordern ihre Rechte, Rechte, die Generationen vor uns mit großer Einsatz- und Opferbereitschaft für uns erkämpft haben. Wir sehen es als unsere Pflicht an, uns an die Seite der iranischen Bewegung für Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung zu stellen und sie bei ihrem Kampf um diese Rechte zu unterstützen.

MMag. Dr. Manochehr Shahabi, Geschäftsführer UKI
Gerhard Ruiss, Geschäftsführer IG Autorinnen Autoren
(Wien, 10.11.2022)

. . .

Die Grazer Autorinnen Autorenversammlung unterstützt Offener Brief an ORF- und Medienverantwortliche
Der von der IG Autorinnen Autoren initiiert wurde.

Streichorgie bei Ö1, Radikalumbau bei FM4, Halbierung von orf.at
Wir lassen die Zerstörung des ORF nicht zu

Der öffentlich-rechtliche Auftrag des ORF wird soeben vor der Augen aller entsorgt. FM4 wird kommerzialisiert, die blauen Seiten von orf.at werden halbiert, Ö1 wird zusammengestrichen, Kulturkooperationen werden abgebaut.

Die großen Verlierer des ORF-Radikalumbaus sind die Popkultur abseits des Mainstreams, die Information und Hintergrundinformation sowie sämtliche Bereiche der Kunst, Kultur und Bildung. Die Zentralisierung des ORF auf dem Küniglberg hat vor allem eines bewirkt, den Rückzug des ORF aus seinen öffentlich-rechtlichen Aufgaben.

Wir fordern die Verantwortlichen im ORF und alle seine Organe sowie die Zuständigen in der Regierung und in den Parlamentsparteien zur umgehenden Zurücknahme und Gegensteuerung aller Pläne auf, die sich gegen Kunst, Kultur, Bildung, Information und nicht-kommerzielle Interessen richten. Wir erwarten uns darüber hinaus von der Regierung, hier und jetzt ihrem im Regierungsprogramm selbstgestellten Anspruch nachzukommen, und zwar in den folgenden Punkten:

„1. Öffentlich-rechtlichen Auftrag im Bereich Kunst und Kultur stärken und klares Profil für ORF III als Kultur- und Kunstsender sowie für Ö1 und FM4 im Bereich des Radios,
2. Abbilden der österreichischen Pop- und Jazzszene im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.“ (Regierungsprogramm 2020 – 2024: „Aus Verantwortung für Österreich“)
(02.10.2022)

. . .

Die Grazer Autorinnen Autorenversammlung verurteilt das Attentat auf Salman Rushdie aufs Schärfste

Das Attentat auf Salman Rushdie ist ein Angriff auf unser aller Freiheit und Menschenrecht, eine Attacke auf die Literatur. Die GAV ruft deshalb dazu auf, sich nicht der Logik des religiösen Fundamentalismus zu unterwerfen und sich nicht der Gewalt zu beugen. Salman Rushdies Texte werden nicht unterdrückt oder ausgelöscht werden können. Im Gegenteil, seine Bücher werden trotz und wegen des Terrors umso wichtiger sein und auch sein Roman „Die Satanischen Verse" werden weiterhin gelesen werden.
In dieser Stunde aber sind wir mit unseren Gedanken bei Salman Rushdie persönlich und wir wünschen ihm, doch auch dem Moderator, der ebenfalls verletzt wurde, baldige und vollkommene Genesung.
(12.08.2022)

 . . .

 

Die Grazer Autorinnen Autorenversammlung trauert um Herbert W. Franke,

der am 16. Juli 2022 im 96. Lebensjahr verstorben ist.

Nachruf von Katharina Rustler auf derstandard.at
(17.07.2022)

 . . .

Die Grazer Autorinnen Autorenversammlung trauert um Joseph Zoderer,

der am 01. Juni 2022 im 87. Lebensjahr verstorben ist.
(01.06.2022)

 . . .

Schreiben der GAV bzgl. Einstellung der Basissubvention für otko.tv

An Bürgermeister Michael Ludwig und Finanzstadtrat Peter Hanke

Sehr geehrter Herr Dr. Ludwig, sehr geehrter Herr KommR Hanke!

Mit Erschrecken erfahren wir, dass okto.tv, der größte partizipative Fernsehkanal, der seit 2005 sendet, nun durch eine Einstellung der Basissubvention vor dem Aus steht. Wir können nicht nachvollziehen, dass gerade in Zeiten, wo Medienfreiheit sich als wichtiges Standbein demokratischer Prozesse erweist und redaktionelle Medien durch soziale Plattformen in die Krise geraten, ausgerechnet eine sozialdemokratische Stadtregierung die Förderungen für ein so wichtiges Medienprojekt kürzt, das nicht der Profitgier und der Sensationslust folgt, sondern die Möglichkeit zur kritischen Auseinandersetzung bietet – ob im politischen, sozialen oder künstlerischen Feld.. okto.tv, hat durch seine niederschwelligen und kommunikativen Zugang Diskussionsprozesse in Gang gesetzt und als Medium mit Bürger:innenbeteiligung verschiedensten Bevölkerungsgruppen Platz im öffentlichen Raum geboten: Beides ist ein Beitrag nicht nur zur Medienfreiheit sondern auch zum Erlernen von Medienkompetenz und generell zur Beteiligung an gesellschaftlichen Diskussions- und Gestaltungsprozessen.

Auch für uns Schriftstellerinnen und Schriftsteller hat okto.tv, Bedeutung, sind wir doch immer daran interessiert, Leser und Leserinnen zu erreichen, gerade auch jenseits etablierter Strukturen. Die Vielfältigkeit der österreichischen Literaturproduktionen sollte sichtbar und hörbar sein und bleiben.

Das Erlernen von Medienkompetenz ist aus unserer Sicht für alle Altersgruppen notwendig. Ebenso halten wir es für notwendig, diese verschiedenen Gruppen in Kontakt zu bringen bzw. diesen Kontakt zu erweitern, gerade in diesen Tagen, wo die gemeinsamen Interessen von Alt und Jung äußerst bedeutsam sind.

"Learning by doing", nämlich durch Arbeit in einem Medium das Verständnis von Funktion und Wirkung zu beobachten, ist aus unserer Sicht ein sinnvoller Weg.

Mit der dringenden Bitte, diese Entscheidung zurückzunehmen.

Mit freundlichen Grüßen,

Ilse Kilic (Präsidentin der GAV)
Patricia Brooks, Jörg Piringer, Doron Rabinovici (für den Vorstand der GAV)
jopa jotakin (Geschäftsführung GAV)
(29.04.2022)

 . . .

 

Die Grazer Autorinnen Autorenversammlung trauert um Hermann Nitsch,

Gründungsmitglied der GAV, der am 18. April 2022 im 84. Lebensjahr verstorben ist.

Nachruf von Michael Freund auf derstandard.at
(19.04.2022)

 . . .

Die Grazer Autorinnen Autorenversammlung trauert um Josef Bauer,

Gründungsmitglied der GAV, der am 02. März 2022 im 89. Lebensjahr verstorben ist.
(03.04.2022)

 . . .

Für Frieden, Freiheit, Menschen- und Völkerrechte
– Gemeinsame Erklärung österreichischer Autor:innen, Übersetzer:innen, Literaturveranstalter:innen und Verleger:innen

Es herrscht Krieg. Ein Krieg wie ihn Europa seit 1945 nicht mehr gesehen hat. Alleinverantwortlich für diesen Krieg ist der Präsident Russlands, Wladimir Putin. Das Völkerrecht interessiert ihn nicht, er führt einen völkerrechtlich verbotenen Angriffskrieg.

Wem immer sich Putin in der Vergangenheit als verlässlicher Handels- und Gesprächspartner erwiesen haben sollte, das ist Geschichte. Der Putin von heute spekuliert sogar mit dem Einsatz von Atomwaffen, um seine Machtansprüche durchzusetzen.

Wir können nicht darauf warten, bis unsere Kolleginnen und Kollegen der russischen Aggression zum Opfer fallen, entweder sofort oder in weiterer Folge. Wir müssen jetzt etwas dagegen tun. Wir müssen jetzt unsere Stimmen dagegen erheben. Wir müssen jetzt von unserer Regierung und den Regierungen Europas verlangen, umzudenken, in der Wirtschaftspolitik, in der Flüchtlingspolitik. Pro forma-Verurteilungen genügen nicht, es müssen schnelle und wirksame Maßnahmen wie der Ausschluss aus SWIFT gesetzt werden, die aus der Sackgasse der bestehenden Vereinbarungen mit dem von Putin diktatorisch regierten Russland herausführen.

Wir bewundern den Mut unserer russischen Kolleginnen und Kollegen, die sich innerhalb Russlands gegen den Krieg von Putin aussprechen. Wir dürfen nicht weniger mutig sein als sie. Wir riskieren nicht, in russischen Gefängnissen und Strafgefangenlagern zu verschwinden.

Wir dürfen nicht zulassen, dass die Propaganda Putins auch nur einen Zipfel an Restglaubwürdigkeit für diesen Angriffskrieg behält. Wir bitten alle unsere Kolleginnen und Kollegen, die sich mit der Echtheit von Dokumenten beschäftigen, die Fälschungen von Dokumenten der Kriegsinszenierung Putins weiter aufzudecken. Wir glauben, dass die vielmissbrauchten Kommunikationsmöglichkeiten im Netz zum ersten Mal in der Geschichte der letzten Jahre die Möglichkeit bieten, Kriegspropagandalügen umgehend zu entlarven und damit dem Krieg Putins gegen die Ukraine wirkungsvoll entgegenzutreten.

Wir erwarten von der österreichischen Regierung, dass sie ohne große Gesten das Selbstverständliche tut, sich in ihren Handels- und Gesprächsbeziehungen, solange Putin an der Macht ist, nachhaltig umzuorientieren.

Wir fordern jedes nur denkbare Engagement zur Erhaltung des Friedens und der Freiheit sowie zur Durchsetzung und Einlösung der Menschen- und der Völkerrechte.

Initiiert von der IG Autorinnen Autoren, unterstützt von der Grazer Autorinnen Autorenversammlung und zahlreichen weiteren Verbänden und Einzelpersonen.
(27.02.2022)

 . . .

Offener Brief russischer Wissenschaftler und Wissenschaftsjournalisten gegen den Krieg gegen die Ukraine.

Wir, russische Wissenschaftler und Wissenschaftsjournalisten, protestieren nachdrücklich gegen die von den Streitkräften unseres Landes eingeleitete Militäraktion auf dem Gebiet der Ukraine. Dieser fatale Schritt führt zu enormen Verlusten an Menschenleben und untergräbt die Grundlagen des etablierten Systems der internationalen Sicherheit.

Die Verantwortung für die Entfesselung eines neuen Krieges in Europa liegt allein bei Russland. Es gibt keine vernünftige Rechtfertigung für diesen Krieg. Versuche, die Lage im Donbass als Vorwand für eine Militäroperation zu nutzen, sind nicht glaubwürdig. Es ist klar, dass die Ukraine keine Bedrohung für die Sicherheit unseres Landes darstellt. Ein Krieg gegen sie ist ungerecht und offen gesagt sinnlos.

Die Ukraine war und ist ein Land, das uns nahe steht. Viele von uns haben Verwandte, Freunde und Kollegen in der Ukraine. Unsere Väter, Großväter und Urgroßväter haben gemeinsam gegen den Nationalsozialismus gekämpft. Die Entfesselung des Krieges für die geopolitischen Ambitionen der russischen Führung, getrieben von zweifelhaften geschichtspolitischen Phantasien, ist ein zynischer Verrat am ihrem Vermächtnis.

Wir respektieren die ukrainische Staatlichkeit, die sich auf funktionierende demokratische Institutionen stützt. Wir haben Verständnis für die proeuropäische Entscheidung unserer Nachbarn. Wir sind überzeugt, dass alle Probleme in den Beziehungen zwischen unseren Ländern friedlich gelöst werden können. Durch die Entfesselung des Krieges hat sich Russland selbst zur internationalen Isolation, zur Position eines Pariastaates verurteilt. Das bedeutet, dass wir Wissenschaftler nicht mehr in der Lage sein werden, unsere Arbeit richtig zu machen: Wissenschaftliche Forschung ist ohne eine umfassende Zusammenarbeit mit Kollegen aus anderen Ländern nicht denkbar.

Die Isolierung Russlands von der Welt bedeutet eine weitere kulturelle und technologische Degradierung unseres Landes, die keine positiven Perspektiven bietet. Ein Krieg mit der Ukraine ist ein Schritt ins Nirgendwo. Wir sehen mit Bitterkeit, dass unser Land, das einen entscheidenden Beitrag zum Sieg über den Nationalsozialismus geleistet hat, nun zum Anstifter eines neuen Krieges auf dem europäischen Kontinent geworden ist. Wir fordern die sofortige Einstellung aller Militäraktionen gegen die Ukraine. Wir fordern die Achtung der Souveränität und territorialen Integrität des ukrainischen Staates.

Wir fordern Frieden für unsere Länder.

Lassen Sie uns Wissenschaft betreiben, nicht Krieg!

Unterschriften kommen laufend herein.

Anmerkung:
Der offene Brief wurde am 24.2.2022 auf der Seite der vom Astrophysiker Boris Stern herausgegeben Zeitschrift trv-science.ru veröffentlicht und zu Beginn von 150 WissenschaftlerInnen unterstützt und gezeichnet. Inzwischen haben schon hunderte WissenschaftlerInnen den offenen Brief unterschrieben. Auf der Seite befindet sich auch eine aktualisierte Liste der UnterzeichnerInnen (in russischer Sprache):
https://trv-science.ru/2022/02/we-are-against-war/

Deutsche Übersetzung: http://theodorkramer.at/aktuell/offener-brief-russischer-wissenschaftler/
(27.02.2022)

 

. . .

Kunst- und Kulturinitiative zur Unterstützung unserer ukrainischen Kolleg:innen und Freund:innen

Wir appellieren dringend, von allen weiteren militärischen Aktionen sofort Abstand zu nehmen.

Wir fühlen uns an die schlimmsten Zeiten des Kalten Kriegs erinnert, in denen Einflusssphären durch Einmärsche in Ostdeutschland, Ungarn und die Tschechische und Slowakische Republik gesichert wurden. Tote, Flucht und jahrzehntelange Unterdrückung waren die Folgen.

Es ist längst nicht mehr zu übersehen, dass es sich um keine russischen Militärübungen an den ukrainischen Grenzen handelt, sondern um einen Aufmarsch. Es ist eine nach außen gerichtete militärische Machtdemonstration, wie man sie lange zurückliegend in der Geschichte suchen muss. Selbst wenn es keine konkreteren Angriffs- oder Einmarschpläne geben sollte, so ist allein schon diese entlang der Grenzen ständig präsente militärische Drohkulisse Anlass genug, um sich die größten Sorgen über einen Krieg von Russland gegen die Ukraine zu machen.

Zu diesen Aufmarschplänen zählen die inzwischen auch wieder „aufgeflammten“ Kämpfe in der Ostukraine. Egal, wie die Eigendarstellungen Russlands aussehen könnten, dieser Krieg könnte nur ein Angriffskrieg gegen die Ukraine sein und die Besetzung eines souveränen Landes.

Die österreichische Kunst- und Kulturlandschaft ist ist eng mit jener in der Ukraine verknüpft. Von Lemberg über Odessa und Kiew bis nach Charkiw, ob Westukraine oder Osten, Hauptstadt oder Schwarzmeerküste, in den verschiedenen Kultursparten gibt es einen lebendigen Austausch. Österreichische Künstlerinnen und Künstler waren und sind in der Ukraine mit ihren Werken präsent, genauso wie umgekehrt das Schaffen ukrainischer Musiker:innen, Literat:innen, Tänzer:innen, Architekt:innen, Bildende Künstler:innen etc. hierzulande immer wieder präsentiert wird. Zahlreiche gebürtige Ukrainer:innen studieren an Österreichs Kunstschulen und nicht wenige wirken auch danach am kulturellen Geschehen in Österreich mit.

Wir fühlen uns daher verpflichtet, einen dringend Appell an Russland zu richten, mit seiner Ankündigung des Rückzugs seiner Truppen nach den Manövern ernst zu machen, anstatt ein sogar vom Präsident Putin selbst geleitetes Manöver mit noch  durchschlagskräftigerem Militärgerät anzukündigen und abzuhalten. Wir appellieren dringend zu einer Abrüstung der militärischen Zeichensetzungen. Wir appellieren dringend, nicht den ohnehin nur brüchig aufrecht erhaltenen Weltfrieden durch eine weitere und dieses Mal besonders bedrohliche militärische Eskalation aufs Spiel zu setzen.

Initiiert von Gerhard Ruiss und Anton Lederer, unterstützt von der Grazer Autorinnen Autorenversammlung und zahlreichen weiteren Verbänden und Einzelpersonen.
(19.02.2022)

. . .

Daniela Bartens über die Jahreslesungen der GAV Steiermark

MIT ALLEN SINNEN.

Wenn am Kaiser-Josef-Platz, marktschrei(b)erisch angepriesen von Günter Eichberger und musikalisch be-flügelt durch Dieter Glawischnig, statt mit Gemüse mit „Frischtext“ (sprach-)gehandelt wird, wenn das tiefe „dunkel“ im vollständig von allen Lichtquellen abgedichteten Grazer Literaturhaus „mit allen [text-]sinnen“ erhellt wird – was freilich nur ansatzweise gelingt, geht doch mit Textende immer wieder das Licht aus –, wenn bei einer „Verabschiedung“ in der Grazer Feuerhalle die GAV („1973-2016“) aktionistisch zu Grabe getragen wird, woraufhin deren steirische Mitglieder von Brunner bis Wanko nebst zahlreichen Adabeis aus dem Publikum – die Verfasserin inbegriffen – als „Hinterbliebene“ programmgemäß zum Leichenschmaus schreiten, und wenn schließlich 2021 in einem Grazer Kuhstall der Landwirtschaftsfachschule Grottenhof putzmunter-pandemiemüde die „Stallwärme“ beschworen und (kultur-)politisch hinterfragt wird, während hinter dem Lesepult Aug in Aug mit dem Publikum friedlich die Rindviecher ihren vorverdauten Nahrungsbrei wiederkäuen, dann handelt es sich um eine der Jahreslesungen der GAV Sektion Steiermark.

→ hier weiterlesen!
(17.02.2022)

. . .

Die Grazer Autorinnen Autorenversammlung trauert um Friedrich Knilli,

der am 01. Feber 2022 im 92. Lebensjahr verstorben ist.
(10.02.2022)

. . .

Die Grazer Autorinnen Autorenversammlung trauert um Eugen Bartmer,

der Anfang Jänner 2022 im 84. Lebensjahr verstorben ist.
(03.01.2022)