MITGLIEDER

Text von:
Sabina Holzer

MEDUSA

Natur. Natürlich. Natur. Eine Tür. Zu sich. Nach draußen. Ein Reisen. Ein Reißen. Ein Riss.
Was?

Ein Schimmer. Ein Glimmer. Silbrig immer. Silberlicht Du. Kaltes, kältestes Licht. Kalter Mond. Kalter Mund. Beinahe schon Tod. Alt ich. Bin umfasst von Dir. Wenn ich die Fassung verliere. Begleitet wenn ich. Teil werde. Von diesem fremden Ort. Diesem fremden Land. Von schwindeligen Tiefen. Vom Tasten nach dem Glitzer. Dem Schlangenzischen. Bin das ich? Elektrisches Surren. Das Nervensystem vielleicht. Die Zukunft. Ist eine steinerne Windung. Sie ist das Ergebnis mathematischer Unsicherheit. Unsere Nabelschnur ist eine steinerne Schnur. Ein Schwur, der durch die Zeit fliesst. Ist verwesungsfrei. Sie ist eine Ewigkeitsgarantie. Ein verwinkelter Funken. Ein mineralisches Glitzern.

Ein hohlräumiges Band. Glatt und zylindrisch. Wie das Haar an der Kopfhaut, von der nicht zu wissen ist, wo sie beginnt und endet. Diese Haut. Dieses Atmen. Selbst die Zunge ist ein Teil von ihr. Sie tastet sich vorsichtig vor. Befeuchtet, befruchtet. Glänzende Schuppenhaut. Synaptische Verhärtungen wie Blitze. Dein Blick. Dein Licht. Es rast durch alle Zeiten.                                                                  
Schwindel. Und etwas Übles. Übelkeiten. In dem breiten runden Knochenwerk. Es kochen. Erkaltete Mineralien.  Dort öffnen sich andere Schichten, andere Räume. Bäume. Dich auf.

Gerade. Gekrümmt. Verkümmert. Vergessen. Gegessen. Die Äpfel. Beinah rund. Krümmungen und saftige Kurven. Rhythmisches Fließen hinter der Schale. Du mein Augapfel. Hinter der Linse, der gekrümmte Raum, in dem keine Linie gerade ist. Kein vergeblich bleiches Knochengewand. Dort fließt es in schillernden Farben und feinen Fäden. Netzen und Spiegelwaben. Immer schon gekrümmt, sind sie der Schwung in die Welt. Du erkennst mich nicht. Ich bin selber im Wimpernschlag. Dieses Gesicht ist nie ein echtes, nie ein einziges. Es verschlägt die Sprachen in diese Unterkunft. Trotzdem verständigt es sich dort anders. Die Sprache geht in verschiedenen Richtungen. Über den Rand der Welt. Der Welt, wie wir sie kennen. Darüber hinaus. Über den Rand ist sie gelaufen. Hat sich verlaufen. Ist gesprungen. In die Erdenschichten. Erscheint in silbergerahmten Oberflächen.

Was ist diese Membran? Dieses verletzlich, zerreißbare Nicht-glas. Diese bezifferte Oberfläche. Nicht mit Fingern abschabbar. Dieses kühle, gekühlte, bezwungene, beinah verloschene Feuer. Kein Ruß in dieser Höhle. Keine Kohle hier. Nur seltenes. Verbotenes. Fast nebensächliches. Du sollst sie nicht finden und mich auch nicht. In Ruhe wollte ich schlafen und meinen eigenen Träumen nachgehen. Von den blauen Wassern. Wie Himmel so weit. Die Wiesen grün, wie die Bäume. Wo mein Arm ein Ast ist. Die Äpfel, meine Brüste. In dem Gehäuse schlägt das Herz. Geborgen im Korb der Gebeine. Lauf, lauf! Durch den Schlangenschlund. Das Zischen und Schaben der Anderen begleitet Deinen Gleitflug. Dir zur Hilfe bei Deinem Hinabrutschen hinter die Zunge durch den Schlund zwischen den Beinen. Der Schattenrose.
Aber die Welt, die Welt!

Sie ist so wie Du. Aus Feuchtem und Trockenem. Aus dem Harten und Abgewinkelten. Alles was sich aus dem ewigen Drehen geformt hat.