MITGLIEDER
Text von:Simon Konttas
Bescheidene Impression
I
Am Sonntagmorgen glänzt
das Federkleid des Raben,
der mich misstrauisch beäugt.
Vorm Glasklotz des Supermarkts
erstreckt sich geschmeidiger Asphalt,
von weißen Linien gestreichelt.
Die hohe Pappel wankt
hinter der niedrigen Ziegelmauer
in einem Wind, wie er ähnlich
in Küstenstädten weht.
Laute Discomusik plötzlich, als ich
ums Eck gehe, aus einem Auto
mit offener Fahrertür und Kofferraumtür.
Der Plakatkleber braucht Musik
bei der Arbeit.
In einer schattigen Allee
(kühler ist’s geworden)
kreischen unheilvoll die Raben.
Vielleicht über mich?
II
Zur Mittagsstunde,
im Zwielicht von
Grauen und Gelassenheit,
im Zwielicht von
Genügsamkeit und Verlangen,
wenn im Hof ein Kind quengelt
und nicht zu quengeln aufhört
und Raben unschlüssig
auf Fensterbrettern warten,
zur Mittagsstunde
an einem Sommertag,
die Wohnung lüften
und erschrocken sehen,
wie die Blätter der Bäume im Hof
zittern im Wind,
während eine eilige Wolke
die Mauern verdunkelt.