MITGLIEDER
Text von:Miriam H. Auer
Bärte im Glas 1 – Cruz
Didgeridoolittle, spielst the fairest Lady hier von allen, der Bass,
dein Stimmband, der lose Strumpf. Terra Australis Incognita.
Dich kennen sie genauso wenig, von deiner neuen Vulva da
erzählst du kaum. Die Perücke, das Nylon deiner Frisur,
wenn du wohin musst, entschuldigst du dich
mit den Augen, Mascara macht sie dir
etwas zu schwer.
»Hier können Sie als Frau durchgehen«
Doch da ist nirgends so ein Schild.
Komm heim, zu dir.
Bei meinem letzten Besuch hast du mir einen Stift gezeigt,
der ganz naturbelassen ist. Dann konnte ich ein Bärtchen
sehen, das du dir in einem Weckglas ziehst, wie Kefir
wie Hefepilze, nur eben Bart ohne Mensch daran.
Von Wissenschaft verstehe ich wenig, du sagst, im Glas
überlebt ein Relikt. Ich gebe mir deine Hand zur Ruhe,
und wünsche mir das gültige Ja-Wort von uns.
Man mag dir den Mund verboten haben,
aber trotzdem frage ich dich hier:
Willst du mein Mensch werden,
Mensch mir sein?
Und jemand macht das Fenster auf, gestaunte Bauklötze haben die Stadt
menschgedankengroß gemacht und nur über unendliche
Penrose-Treppen erreichst du das gezeichnete Leben
das der Wahnsinn ist wenn du den Kohlestift ansetzt
und dich einträgst als menschförmiges Halbdunkel
geworfen in das Fensterkreuz
und Regen fällt
auf das letzte
Papier …
Hast du dich mit Haarspray unsterblich gemacht?