MITGLIEDER
Text von:Gertrude Maria Grossegger
verlautet
bin maschendrahtgeflecht und aufgeflockt ein aufgeplustertes geflügel das nicht fliegt das steht das langsam wächst das kleiner wird beim wachsen ich ziehe mich ein und auch zurück mein blick geht sehr ins weite ich schaue innen rundherum und gehe dort und mit den augen wie heimlich sind sie eingesetzt und ausgesetzt dem netz das mich besetzt und eingelockt und eingenetzt und immer dort und bin dort jetzt genetzt ins augenblickliche ins jetzt gesetzt in immerwährender beschauung ausgelagert aus dem bau entschlüsselt in ein geschau gestellt das innen ausgestülpt die hand aufs herz gelegt das lieblichsein und bösvertrackt die unschuldspur das fahrtenbuch das auf und ab der lustigsucht das glück in jede stundminut hineingelockt das stundenbuch und eingeladen ich und ab und ausgeladen und herunter so heimelig ist mir im netz und wenn du mich besuchst sind wir ein paar
die haare stehen im strom die funksignale stets auf rot und einverleibt das blinklicht ist mein ewiglicht es geht bis weit hinüber und schaltet sich nicht aus eine andere bin ich immer und immer bin sein ich ob seiner heftigkeit bin eingelocht ins loch ins netz gelockt und bin im netz und online go.
und eingefangen soll sein wie aufgefangen soll sein wie schutzgebühr wie eine masche laufe durchs netz und laufe ich und laufe laufe schnell und schneller immer mehr mein ich läuft in der maschenspur es strumpft mich langsam zu es speist mich ab ich werde nicht satt ich speise mich ins netz und esse aus dem netz vernetze mich mit anderen netzen bin öffentlich und offen sind die innereien und kotig ist der darmvertrackt ein stinkendes geschwür stuhlt sich dem ausgang zu und oben rinnt ein süßliches gemilk wie eine sanfte spur zieht sich und regnet auf mich ein bin draußen oben ist ein weites und kein dach es gibt das nicht es muss herein das all und es umfassend ist kein maschenzaun zu kriegen wie regen trommelt auf den kopf die rasseluhr setzt sich fest das stündliche geläut sticht auf mich ein das netz ist ein gespenst und ist auch kein geliebter nicht ist heimlich immer da und öffentlich kein fischlein und kein pflänzlein entkommen seinem netzgemach und still lautlos ist es nicht es tickt und rauscht im kopf ein hirngespinst und unsichtbar die fäden sind auf dem gesicht einspinnen mich gefangen sind die augen wie ein zartgeheim pomale läuft das rad.
(Quelle: verlautet in: Veza lebt, Anthologie, Promedia Verlag Wien, 2013)