MITGLIEDER
Text von:Hansjörg Zauner
Jolly
die sprache hängt in langen fäden vom körper herab.
so ist es wenn man hineinbeißt in die bildzunge. die verbindung zwischen fäden und körper ist der riß hinein.
die rückwand der worte wurde jetzt herausgenommen. jeder kann hineinschauen oder hineingreifen. jolly steigt hinein und mischt ganz wild umher. dabei spritzt etwas heraus das die rue belleville hinunterfließt.
wie nennen wir das "truc" jetzt. der spiegelverkäufer gibt einige spiegel frei und wirft sie hinzu. der spiegelverkäufer versucht die wortrückwand wieder anzuschrauben. aber es geht nicht mehr. und was nun frage ich. die worte beginnen vollkommen auseinanderzufließen. auch unsere spiegelhäute können sie nicht aufhalten. der wortkran meine zunge bricht auseinander. der faden der aus dem spiegel ragt rutscht aus der landschaft. die bilder beginnen zu lecken und verätzen sich mit wortsäure. die wortsäure kann mit nichts mehr aufgehalten werden. was kann darauf folgen schreit der spiegelverkäufer in belleville. das loch in mir hat die wortsäure geschlagen. was paßt hinein. der bildstecken oder nur ein spiegelfaden. wir schwimmen die rue belleville hinunter. unten angelangt setze ich mich hinein und bin ein rest der rückwand worte.
jetzt wurden einige wortränder weggerissen. dem jolly ist ganz schlecht geworden. wortklumpen liegen in wortflocken und rollen davon.
das ist so weil der gummi aus stiefeln ist und die fläche ein punkt in den flügeln aus seife. zieht der tacho die geschwindigkeit an oder ist es ein loch. wo sind da die ränder so fragt der engel.
die wörter hören sich deshalb selbst sprechen und rinnen hinaus. oder wie heißt es. das heißen rinnt auch vor und zurück und hat keine ränder. krach leckt an und nimmt das seil als geruchdings apparat.
der geruch ist also eine fotografie mit gummistiefeln.
die blicke also so aufgetragen wie mit einem buttermesser kaffee.
auch dieses messer ist ein tuch für die blumen. macht die luft einen knall schmiert und drückt auf die naht.
die flasche dreht sich und der hals ist innen ein gummistiefelwort mit nähten. was ich schon immer fragen wollte. wo sind bei den wörtern die augen. dort wo beim gummi der gummi ist sagt das gummistiefelwort. sollens wir glauben sagt jolly zum engel.
jedes mal wenn ich da bin schrauben sie an den wörtern umher. jedesmal wenn ich da bin schrauben die wörter an den wörtern umher.
die worthälse sind zusammengebrochen.
dadurch stehen tische und sessel die auf sich selbst herabfallen.
wortstaub überzieht alles und läßt das gehen verschwimmen.
die leuchtschrift von hinten verklebt die geräusche.
der engel das gummistiefelsonnenbrillenwort und jolly sind auch drinnen. sie begegnen sich als abfotografierte worte und versuchen aufgemischte blickaugen aufzufangen.
das vermischt sie.
das klebt über.
das schachtelt auf.
Quelle: Droschl Verlag / edition neue texte 1999