MITGLIEDER

Text von:
Karoline Ruhdorfer

lehren und lernen

stendhal und ich
gehen in einem körper
über das schlachtfeld von waterloo
und tragen einen großen runden spiegel.

„un roman, c’est un miroir qui se promène le long d’une route“,
schrieb stendhal vor langer zeit,
ein roman ist ein spiegel, der eine straße entlang geht.

meine aufgabe ist es, die landschaft genauestens mit dem spiegel wiederzugeben.
das stellt sich als schwierige aufgabe heraus,
denn der spiegel ist gleichzeitig konkav und konvex.

ich soll die landschaft nicht mit zu viel licht überfluten
und die sonne nicht widerspiegeln;
aber ich mache einen fehler
und ein gleißender blitz
wie von einer kamera
blendet mich für einen augenblick.
als ich wieder sehen kann,
wachsen dreidimensionale hügel aus dem spiegel
und fantastische landschaften mit aufregenden schluchten und flüsschen
und riesigen wäldern in mehr grün-schattierungen als es in irland gibt.