MITGLIEDER

Text von:
Rudolf Kraus

Wo sind die Worte

Wo sind die Worte, die der Wiederholung trotzen, bei allem Respekt vor der nötigen Notwendigkeit, die besseren Wissens nie und nirgendwo um Argumente, demzufolge Worte verlegen ist?

Wo sind die Inhalte, die unverhohlen respektlos der unbekümmerten Unbeschwertheit frönen?

Wo sind die Ideen, die Gedanken, die Ideologien, die nur so von ergebener Sinnhaftigkeit strotzen?

Wo sind die Gefühle, die Welten bewegen, die das eigene Herz herausreißen konnten?

Ach, alle sind sie da, bereit herauszubrechen aus ihrem Schlummer, ihrem Tiefschlaf, aus ihrem vom Alltag abgestumpften Dasein. Ich liebe die Tränen, die unvermutet aus der Tiefe meiner innersten Traurigkeit schießen und durch nichts aber auch gar nichts zu ersetzen sind.

 

Quelle: „Kopfnachrichten“ aus Worte kennen kein Gefühl. Prosa und Sprachminiaturen, Gosau: Arovell-Verlag, 2010.