MITGLIEDER

Text von:
Franzobel

Die Popologie

Die Popologie ist eine komplizierte Wissenschaft, die von den Rassenlehrern völlig übersehen worden ist. Sie geht davon aus, daß an der Gestalt des Arsches alle wesentlichen Eigenschaften einer Person abzulesen sind. Hauptsächlichst wird in drei Grundtypen unterschieden. In A, den kaum vorhandenen, fettlosen Fieselpo, der wie der verlängerte Oberschenkelmuskel wirkt. B, der eigentliche Weltpopo, bei dem sich zwei halbe Erdkugeln auf das Ende der Oberschenkel stülpen, im Idealfall mit leichtem Überhang. Wie Eiskugeln. Und schließlich C, den fett- und muskellosen Schleifarsch, bei dem ausgeleierte, aneinanderreibende Gewebefetzen einen Popo simulieren.
Diese drei Grundtypen werden mit Bäuchen und Oberschenkeln verschiedenster Fasson kombiniert, wodurch sich zahlreiche Details ergeben, die der geübte Popologe selbstverständlich aus dem Effeff, man sagt in der Popologie aus dem Aa, beherrscht. Je nach der Faltenform, mit der die Backe auf den Oberschenkel trifft, unterteilt man in Sanguiniker, Sekretär und Semmel. Auch die Fältchen ins Geschlecht hinein, Lage und Proportion des Fettansatzes sind in der höheren Popologie genauestens erfaßt. Es ist nämlich eine irrige Volksmeinung, den klassischen Hintern rund zu sehen, im Gegenteil, eher gleicht er zwei nebeneinandergestellten Dreiecken, die gemeinsam nochmals ein Dreieck zeichnen, deren Hypotenuse dann die waagrechte Backenlinie ist. Entscheidend aber bleibt, wie der Scheitel, die große Falte, in den Rücken übergeht. Im Idealfall mit kleinen Pfirsichhärchen, einer Gabel. Und schließlich noch die insgesamte Form. Wird, wenn man beide Gesäßbacken zusammenzieht, ein liegendes Dreieck gebildet, ein Quadrat oder ein aufgestelltes Rechteck? Handelt es sich um eine Raute? Welcher Proportion?
Im allgemeinen findet man Rechtecke, die bei ganz jungen Gänsen noch am flachsten sind. Je älter eine wird, desto höher wächst ihr Rechteck, bis es Quadrat wird, kippt. Das nur zur Einführung. Man glaubt ja gar nicht, wieviel Wunderbares an so einem Arsch sein kann. Und die Popologen vergöttern ihn. Monatlich finden Kongresse statt, referiert man über Themen wie "Der Arsch der Welt", "Der Einfluß des Popos auf die industrielle Revolution", oder "Ärsche von Genies". Ein Popst wird gewählt, an seine Seite Arschinäle, Bischöfe. Sogar ein Wappen hat man, gut getarnt, damit man nicht gleich die Internationalität und Macht dieser Vereinigung erkennt. Es ist der die Arschrosette symbolisierende fünfspitzige Stern im Kreis , der der Tarnung wegen manchesmal auch ohne Kreis wiedergegeben wird. Jetzt, um die Verbreitung der Popologie zu belegen, braucht man sich nur das gehäufte Vorkommen des Fünfsterns in den Nationalflaggen anzusehen. Die ganze Welt! Nur Popologen! Aber davon wußten die Feministinnen und Knechtls Polizeikollegen nichts.


Quelle: aus: Scala Santa oder Josefine Wurznbachers Höhepunkt