VERSTORBENE MITGLIEDER
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Biographie
geboren: 17.12.1949 in: Gmunden verstorben: 07.01.2024KPÖ trauert um Christian Schiff (1949-2024)
Mit großer Bestürzung haben wir die Nachricht vom Tod von Christian Schiff erhalten, der am 7. Jänner 2024 nach längerem Krankenhausaufenthalt im 75. Lebensjahr verstorben ist.
Hanns Christian Schiff wurde am 17. Dezember 1949 als ältester Sohn von Helga Riemann (1924-2004) und ihrem Mann Helmut Schiff (1918-1982) in Gmunden geboren. 1953 übersiedelte die Musikerfamilie nach Hamburg, wo Christian und sein Bruder Heinrich (1951-2016) die Waldorfschule besuchten. 1959 kehrte die Familie nach Linz zurück. Nach dem Schulbesuch studierte Christian Schiff Violine und Bratsche in Linz und an der Musikhochschule Wien.
Von 1973 bis 2004 war Christian Schiff im Bruckner-Orchester Linz als Bratschist tätig, wo er über längere Zeit auch als Betriebsrat agierte. Er musste dann jedoch auf Grund eines starken Hörverlustes das Orchester verlassen. Ab 2000 studiert er Soziologie mit Schwerpunkt Zeitgeschichte in Linz.
Neben der Musik war Christian Schiff auch schriftstellerisch tätig, vor allem in den Bereichen Kurzprosa, kleine Erzählungen und experimentelle Lyrik. 1983 erschien sein Buch „wortflucht texte“, herausgegeben vom Kulturamt der Stadt Linz. 2009 war er mit einem Beitrag im Programmbuch 4/3 der abgelehnten und zurückgezogenen Projekte der Europäischen Kulturhauptstadt vertreten.
Ebenfalls 2009 brachte er bei einer Lesung am Vorabend des Führergeburtstags (= eine typisch jüdische Frechheit!) Parodien von Robert Neumann (1897-1975) in der Kapu zum Besten. In einer germanistischen Arbeit befasste er sich mit dem holländischen Exilverlag „Querido“, welcher von 1933 bis 1950 (unterbrochen in den Jahren 1940 bis 1945) auch deutschsprachige Literatur im Repertoire hatte.
1981 gehörte Christian Schiff gemeinsam mit Franz Kain und Karl Wiesinger der Jury für den Literaturwettbewerb „Jugend 81“ der Kommunistischen Jugend im Rahmen der „Roten Jugendwochen“ an. 1998 war er gemeinsam mit Waltraud Seidlhofer, Alenka Maly, Gregor Lepka und Eugenie Kain bei der Lesung „Künstler:innen lesen Franz Kain“ des 1994 gegründeten Kulturvereins M8 vertreten. Tatkräftig unterstützte er auch den 1999 gegründeten Nachfolgeverein LIBIB, für den er von 2004 bis 2007 auch als Schriftführer agierte. Zuletzt stiftete Christian Schiff den vom Verein LIBIB ausgeschriebenen „Franz & Eugenie Kain Literaturpreis“.
Christian Schiff gehörte der KPÖ in Linz seit 1975 als Mitglied an und kandidierte für die KPÖ bei zahlreichen Wahlen, zuletzt bei der Landtagswahl 2021 im Traunviertel und bei der Gemeinderatswahl in Linz. Von 2006 bis 2010 gehörte er auch dem Bezirksvorstand Linz und von 2007 bis 2010 dem KPÖ-Landesvorstand an.
Christian kam bei Infoständen vorbei, besuchte gerne am Vormittag das KPÖ-Büro in der Melicharstraße – nie ohne Schokolade und Bücher mitzubringen – und war gern gesehener Gast bei Veranstaltungen und den Festen in der M8. Christian war auch ein interessanter Gesprächspartner, der hochbelesen in Literatur, Geschichte und Politik neue Sichtweisen auf das Zeitgeschehen eröffnen konnte.
Er verfolgte auch aufmerksam das politische Geschehen in den Printmedien und die Erfolge der KPÖ in den letzten Jahren bereiteten ihm Genugtuung. Als Autor lieferte er zahlreiche Beiträge in dem seit 2004 von der KPÖ herausgegebenen Magazin „Café KPÖ“, zuletzt mit dem Artikel „Am Heldenfriedhof“ 2021.
Als Antifaschist engagierte sich Christian Schiff im Kampf gegen alten und neuen Rechtsextremismus und war ein scharfer Beobachter faschistischer Umtriebe. Zuletzt führten ihn seine Recherchen auf den Spuren alter Nazis im Sommer 2022 in das deutsche Bundesarchiv Berlin-Lichtenberg. Leider konnte er seine Forschungsergebnisse nicht mehr zu Ende führen und publizieren.
Ein besonderes Anliegen war ihm stets auch die Solidarität mit dem sozialistischen Kuba, was in zahlreichen Reisen auf die Karibikinsel und die tatkräftige Unterstützung von Solidaritätsprojekten im Rahmen der Österreichisch-Kubanischen Gesellschaft und des Vereins Buena Vista Ausdruck fand.
Nachdem ihn der Tod seiner Mutter Helga und seines Bruders Heinrich sehr getroffen hatte verschlechterte sich sein Gesundheitszustand in den letzten Jahren. Die Nachwirkungen einer Operation im Herbst 2023 zwangen ihn zu einem erneuten Spitalsaufenthalt und führten schließlich zu seinem Tod.
Wir werden Christian Schiff stets ein ehrendes Andenken bewahren.
KPÖ-Bezirksvorstand Linz
KPÖ-Landesvorstand Oberösterreich
Kulturverein LIBIB
Österreichisch-Kubanische Gesellschaft OÖ