Ein Nachruf von Gerhard Ruiss:
Thomas Losch, Alltagsforscher
(21.9.1943 Bombay – 16.5.2016 Wien)
Wir haben die traurige Pflicht, den Tod unseres Mitgliedes Thomas Losch bekanntzugeben, der auch Mitglied der Grazer Autorinnen Autorenversammlung war. Er ist diesen Montag, am 16. Mai 2016, nach langer, schwerer Krankheit verstorben.
Thomas Losch kam 1949 mit seinen Eltern aus dem Exil nach Wien, lernte Buchhändler, lebte von 1964 – 1968 überwiegend in Schweden und wurde schließlich 1978 Bibliothekar bei den Büchereien Wien. Nach einem vielversprechenden Debüt in der Edition Literaturproduzenten 1972 lebte und schrieb er eher zurückgezogen. Er veröffentlichte während seines aktiven Berufslebens als Bibliothekar in Zeitschriften und Anthologien und erst nach seinem Ausscheiden aus den Büchereien Wien 2005 seinen aus Notizen bestehenden Roman aus der Wiener Vorstadt, „Besucher einsamer Herzen“, in der Edition Innsalz, und 2014 seine Literarische Momentaufnahmen aus Wien (und anderswo), „Der neiche Frisör hat ihr die letzten Hoa ausgrissen“, bei Sisyphus.
An Auszeichnungen wurden ihm zuerkannt: 1972 der Förderungspreis der Stadt Wien, 1973 der Theodor-Körner Förderungspreis und 2003 für seinen Roman "Besucher einsamer Herzen" der Preis für „Schreiben zwischen den Kulturen.“
In seinem erst vor kurzem in unserer Zeitschrift zur Würdigung seiner Person und literarischen Arbeit erschienenen Porträt sagt er von sich: „Den Satz ‚Du bist gar kein richtiger Österreicher’ habe ich oft gehört.“ (Autorensolidarität Nr. 2–3, 2015) Eines seiner Themen war das „Fremdsein, was immer man gerade auch macht, und wo immer man sich befindet und wer immer man auch ist. Der Fremde gehört nicht richtig dazu, daher existiert er nicht wirklich. Auch die Ermordung der ‚Fremden’ in den KZ des dritten Reichs, als Thema, die noch immer ausschließlich als Juden, ‚Zigeuner’ oder Homosexuelle bezeichnet werden, um einmal ‚a bissl’ Abstand zu diesen ‚Leuten’ zu schaffen. Die gehören also mit solchen ausgrenzenden Benennungen also sowieso nicht zu ‚uns’.“ (
Literaturport.de)
Zu uns hat er gehört und er wird auch weiterhin zu uns gehören, als Verfasser seiner ebenso liebenswürdigen wie heimtückischen Miniaturen, die einen literarischen Lieblingsort haben, die Konditorei, wie auch als Kollege und Freund. Wir trauern um ihn mit den Hinterbliebenen.
Gerhard Ruiss
IG Autorinnen Autoren
Wien, 18.5.2016
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geb. 1943 in Mumbai (Bombay), Indien. Vater aus Wien. Mutter aus Berlin. Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften, Anthologien, Rundfunk. Mehrere Literaturpreise, u. a. für den Text "Besucher einsamer Herzen".
Näheres siehe www.edition-innsalz.at